
Einst Urbild des Herrnhuter Barock und Keimzelle der bis heute weltweit agierenden Evangelischen Brüder-Unität, stand das Zinzendorf-Schloss Berthelsdorf Mitte der 1970er Jahre kurz vor dem Verfall. Ein Freundeskreis konnte die Anlage jedoch mit öffentlicher und privater Unterstützung wiederbeleben, so dass die Restaurierung voranschreitet und im Herrenhaus und den historischen Speicher- und Stallgebäuden regelmäßig Konzerte, Lesungen und Ausstellungen stattfinden.
Samstag, Sonntag & Mittwoch von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet.
Auto: Fahren Sie auf der 178 in Richtung Zittau und fahren Sie an der Ausfahrt Niedercunnersdorf ab. Folgen Sie der S143 bis nach Berthelsdorf.
Öffentliche Verkehrsmittel: Nehmen Sie einen Zug nach Löbau. Von dort aus nehmen Sie einen Bus oder ein Taxi nach Herrnhut
Seit dem Sommer 2024 ist es offiziell. Das Zinzendorf-Schloss Berthelsdorf gehört zum Welterbe der UNESCO. Als einziges authentisch erhalten gebliebenes Gebäude aus der Zinzendorf-Zeit und Urbild der schlichten Eleganz des Herrnhuter Barock in Deutschland war es beispielgebend für weitere Herrnhuter Siedlungen. Herrnhut bildet gemeinsam mit den Siedlungen Christiansfeld in Dänemark, Bethlehem in den USA und Gracehill in Nordirland die transnationale Welterbestätte.
Zurück gehen Siedlung und Schloss auf den frommen Justizrat Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700 – 1760), der das damals fast vollständig verfallene Herrenhaus im Jahr 1722 erwarb, es wieder herrichtete und später mährische Glaubensflüchtlinge auf seiner Berthelsdorfer Flur siedeln ließ. Aus der Siedlung heraus gründete sich schließlich die Herrnhuter Brüdergemeine, eine kleine evangelische Freikirche, die eine weltweite Missionstätigkeit entwickelte. Das Zinzendorf-Schloss Berthelsdorf aber blieb bis zum Beginn des 20. Jahrhundert ihr geistiges Zentrum.
Dann aber nahm die Geschichte des Verfalls ihren Lauf. Vom Deutschen Reich zunächst als Depot für die Ausbildung von Militärpferden genutzt, entsteht auf dem Areal rund um das Herrenhaus nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein großer sozialistischer Landwirtschaftsbetrieb. Bis 1975 schließlich das Ende des Schlosses so gut wie besiegelt schien. Das einstige Herrenhaus, dessen gesamte Geschichte 500 Jahre zurückreicht, wird dem Verfall preisgegeben und zur Ruine.
Doch dank des bürgerschaftlichen Engagements des „Freundeskreises Zinzendorf-Schloss Berthelsdorf e.V.“ gehört die denkmalgeschützte Schlossanlage heute nicht nur zum Welterbe der UNESCO, sondern ist auch ein belebter Ort für die Öffentlichkeit. So wurde im Rahmen umfangreicher Sanierungsarbeiten unter anderem die zwölf Meter lange Schiffskehlenbalkendecke im Renaissance-Saal freigelegt, die noch aus der Zeit vor Zinzendorf stammt. Der Saal bietet regelmäßig die prächtige Kulisse für Feierlichkeiten und Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen. Auch zieren zwei kulturhistorisch bedeutende, Mitte des 18. Jahrhunderts in der Oberlausitz hergestellte Fayence-Öfen den Saal. Sie standen einst im Zisterzienserkloster St. Marienthal.
Über eine Barocktreppe gelangen Besuchende auch ins erste Obergeschoss des Herrenhauses, die Beletage. Von den Räumen, in denen sich die Brüdergemeine regelmäßig versammelte, hat man einen besonders schönen Blick über den gesamten, wieder in altem Glanz erstrahlten Gutshof.